Ahoi Nachbar // Zuhause bei Illustratorin Nicole

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Vom Himmel fallen Schneeflocken in der Größe von Daunenfedern, als ich mich auf den Weg in die Gutenbergstraße mache und dort an einer Haustür klingel. Ich besuche die Illustratorin Nicole und ihren Mann, den Fotografen und Filmproduzenten Lando. Seit Tagen freue ich mich auf den Einblick in deren Wohnung, die gleichzeitig auch Arbeitsstudio ist. Als ich dann im Flur der 80 Quadratmeter großen Altbauwohnung stehe und in die Zimmer schaue, werden alle Erwartungen übertroffen. Ich befinde mich in der wahrscheinlich außergewöhnlichsten Wohnung Kiels. Ein großes schwarzes Ledersofa mit vielen bunten Kissen im Folklorestil ist der Hingucker des Wohnzimmers. Darüber hängen, in prunkvolle Rahmen gebettete, Fotografien von Lando neben Illustrationen von Nicole – das macht diesen Ort persönlich und somit interessant.

Auf den weißen Regalbrettern stehen Analogkameras, abgenutzte Gameboys und japanische Winkekatzen. An einer Wand lehnt die goldene Schallplatte der Single Meine Soldaten des Musikers Maxim – Lando drehte unter anderem das zugehörige Video mit ihm. Außerdem Totenköpfe über Totenköpfe. Kunstvoll auf Postkarten gezeichnet, unter einer Glaskuppe platziert oder in die Illustrationen von Nicole eingefügt. An einem kleinen Baum vor dem Fenster hat sie den Teil eines tierischen Kiefers aufgehängt. „Ich hatte schon immer ein Faible für das Morbide – schaurig und schön zugleich muss es sein. Beim Zeichnen gucke ich mir zur Inspiration manchmal Dokumentationen über Serienmörder an. Die dunkle Seite des Menschen, die Abgründe der Seele – das interessiert mich“, verrät mir Nicole. Der Kontrast zwischen schön und schaurig findet sich oft in ihrer Arbeit wieder. Hinter makellosen Puppengesichtern ragen schwarze Vogel oder Schädel empor. Zauberhafte Fabelwesen verfangen sich in den Tentakeln von Tintenfischen. Einem Totenkopf setzte Nicole mit Hilfe von Photoshop eine Micky-Mouse-Mütze auf. Eine Darstellung, die von schwarzem Humor und subtilem Horror zeugt.

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Im Arbeitsstudio

„Ich bin in der glücklichen Situation Meerjungfrauen zeichnen zu können und dafür Geld zu bekommen.“ Nicole lächelt. Weibliche Wesen waren schon immer ihr liebstes Motiv. Die grazilen Körper, die geschwungenen Linien, die filigranen Details. Der zarte Fuß einer Frau in einem Hackenschuh. Viele dieser Zeichnungen. haben eine gewisse Ähnlichkeit mit ihr selbst. „Das kommt daher, dass ich mich früher immer im Spiegel betrachtete und dabei auf Papier festgehalten habe. Mein Spiegelbild war ein immer vorhandenes Motiv, daran konnte ich regelmäßig üben.“ Diese Methode eignete sich die Künstlerin von alleine an. Seit ihrer Kindheit ist sie Papier und Stift verfallen. Schon während der Schulzeit entstanden zahlreiche Zeichnungen, die nun in verschiedenen Ordnern verstaut sind. Es folgte der Kunst-Leistungskurs und ein anschließendes Kommunikationsdesign-Studium an der Muthesius Kunsthochschule. „Ich wusste nie, was ich später einmal machen werde – meine Gedanken waren immer nur im Hier und Jetzt. Irgendwann fasste ich den Entschluss, mich an der Muthesius zu bewerben und fertigte eine Mappe mit verschiedenen Entwürfen an, die ich ein halbes Jahr später einreichte“, so Nicole. Eine Entscheidung, die sie nie bereut hat. Auch, wenn das Studium hart war, es keine konkrete Vorgaben gab und Nicole nicht wusste, ob ihre Arbeiten dem Anspruch der Professoren genügen. Sie genügten. Mehr als das. Heute arbeitet Nicole als freiberufliche Kommunikationsdesignerin und Illustratorin.

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Viele Kieler kennen ihre Werke von den kreativen Luna-Club-Flyern, die sie seit mehreren Jahren designt. Zu jeder Veranstaltung lässt sie sich immer wieder etwas Neues einfallen. Auch nimmt sie regelmäßig Aufträge von Magazinen oder Firmen an, gestaltet Visitenkarten, entwirft Logos, verkauft ausgesuchte Zeichnungen im Onlineshop Artflakes oder setzt auch mal ganz persönliche Kundenwünsche, wie einzigartige Tattoovorlagen, um.

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Für einen Auftrag zum 100-jährige Bestehen des Autoherstellers Alfa Romeo ließ sie einerseits ihre Fantasie spielen, recherchierte aber auch die gesamte Firmengeschichte. So gestaltete sie ein detailverliebtes Bild voller nostalgischer Autos, historischen Bauwerken und Blumenranken, in dem man sich minutenlang verlieren kann.

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Zum Glück wird Nicole niemals langweilig – immer wieder entstehen neue Ideen in ihrem Kopf. Sie zeigt mir ihr Skizzenbuch. Eine Bleistiftzeichnung nach der anderen schmückt die Seiten. Ich frage sie, wovon sie sich besonders inspiriert fühlt und bekomme eine umfassende Antwort: Eine Reisedokumentation über Portland, das Gesicht ihrer Freundin an einem Abend voller Zigaretten und tiefgründiger Gespräche. Außerdem Comics, Filme, Bilder. Nicole ist ein visueller Mensch.

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Vor einem Jahr wurde ihre Tochter Anouk geboren – Nicole ging in Elternzeit. Zuvor saß sie häufig bis spät in der Nacht in Jogginghose und mit Tee vor ihrem Grafiktablett oder dem Zeichenblock. „Meine kreative Phase habe ich meist erst gegen Nachmittag; erst dann fange ich mit der Arbeit an. Zum Glück geht es Lando ähnlich. Unseren Hund haben wir uns unter anderem geholt, damit wir an so manch einem Tag überhaupt noch etwas Sonnenlicht abbekommen“, erzählt Nicole lachend. Die 29-Jährige liebt ihre Berufung, ist ihr mit Haut und Haaren verfallen, könnte ihr Glück wahrscheinlich in keinem anderen Job der Welt finden – das merke ich mit jeder ihrer Geschichten ein bisschen mehr.

Besuche Nicole und Lando.

Hier findet Ihr Informationen zum Kommunikationsdesign-Studium an der Muthesius Kunsthochschule.