Das Kunstquartier // Kieler Lichter, die leuchten

Jule Nachtigall – ein Name, wie er nicht besser zu einem Ort wie dem Kunstquartier passen könnte. Als stünde in den Buchstaben geschrieben, dass es Jules Bestimmung gewesen ist, diese wohl zauberhafteste aller Kieler Adressen entstehen zu lassen. Um ihre eigentliche Leidenschaft in die Tat umsetzen zu können, musste die Künstlerin allerdings erst einen langen Weg zurücklegen. Verworren schlängelt sich Jules Lebensgeschichte zwischen Steinen und stacheligen Disteln entlang. Eine Ausbildung zur Dekorateurin, abgebrochenes Sport- und Psychologiestudium, diverse Praktika – Vieles probierte sie aus, nirgendwo kam sie richtig an. Immer war Jule auf dem Sprung – ein scheinbar endloser Balanceakt über dünnen Seilen. „Mein halbes Leben lang war ich auf der Suche nach etwas, das meinen Fähigkeiten und Neigungen entspricht. Diese ganzen gesellschaftlichen Verpflichtungen: Ausbildung, Studium, sicheres Einkommen – davon fühlte ich mich unter Druck gesetzt. Ich wollte etwas ganz Besonderes finden, etwas, das mich voll und ganz ausmacht“, vertraut mir die zurückhaltende Frau inmitten ihres Ateliers an. „Natürlich brauch man Geld zum Leben – zumindest soviel, dass man nachts ruhig schlafen kann -, die ebenso wichtigen Begriffe sollten in meinen Augen jedoch vielmehr Leidenschaft, Herzblut und Erfüllung lauten. Ich empfinde es als großes Glück und Luxus, heute genau das machen zu können, wofür ich brenne.“

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Vor knapp sechs Jahren fasste die sonst eher ängstliche Jule einen Entschluss: Durch ihre beiden Töchter kommt sie eines Nachts auf die Idee, zusammen mit Kindern kreativ zu arbeiten. Aus Verzweiflung wird Mut – die Idee vom Kunstquartier entsteht. Versteckt auf einem Kieler Innenhof in der Waitzstraße findet Jule mit etwas Glück die passenden Räumlichkeiten. „Als ich das erste Mal durch die Tür kam, lag noch alles voller Schutt. Vor meinem geistigen Auge spielte sich trotzdem ein richtiger Film ab. Ich sah mein Kunstquartier alles ausfüllen – den Staub und Schutt überdecken. Sofort wusste ich: Das ist es!“ Während wir uns unterhalten, sind Jules Augen wach und funkeln. Dieser Tag hat ihr Leben verändert, hat sie endlich ankommen lassen.

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Mittlerweile existiert das Kunstquartier schon ganze fünf Jahre. Und nicht nur mit Kindern arbeitet Jule hier zusammen, auch viele Erwachsene besuchen die märchenhaften Kreativ-Workshops. Ganze Firmengeburtstage und Junggesellinnenabschiede treffen nun auf Meerjungfrauen aus Pappe, ein funkelndes Glitzerzimmer und Puppenköpfe mit Zaubererhüten. Bei einem Gläschen Sekt oder Latte Macchiato sitzen die Besucher zum Basteln an einem langen Holztisch. Dabei sind sie von all dem eingerahmt, was Jule in den letzten Jahren mit eigenen Händen geschaffen hat.

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Kaum ein Fleckchen Decke ist mehr zu sehen – über den Köpfen der Besucher baumeln die skurrilsten und zauberhaftesten Kunstwerke. Eine kreative Explosion, könnte man meinen. Vieles ist liebevoll aus Papier geschnitten – hunderte alte Buchseiten hat Jule scheinbar zum Leben erweckt. In Form von Blumen, Schmetterlingen oder Vögeln schweben sie nun an dünnen Schnüren durch das Atelier. Vor einer alten Uhr baumeln halb zerfallene Tanzschuhe hin und her – sofort muss ich an das Märchen Aschenputtel denken. In einer anderen Ecke entdecke ich filigrane Pilze aus Metallverschlüssen von Bierflaschen. Pils steht noch drauf.

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Jules hartnäckige Verzweiflung konnte letztendlich Berge versetzen. Wenn man inmitten des Kunstquartiers steht, dann sieht man, zu welch` zauberhafter Verwandlung das Leben fähig ist. Hier zu stehen und von dieser Entwicklung umgeben zu sein, bewegt mich immer wieder auf ein Neues. Letztendlich fließt all das, was Jule in den letzten Jahren beruflich ausprobiert hat, in ihre heutige Arbeit ein – das Kunstquartier fügt die einzelnen Puzzleteile endlich zu einem Ganzen zusammen. „Wäre ich immer glücklich gewesen, dann wäre dieser Ort nicht so geworden, wie er heute ist“, verrät sie mir und lächelt sanft. Eine bemerkenswerte Frau.

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Bastelt Euch ein nostalgisches Kiel-Teelicht aus dem Kunstquartier

Wir sind für ein Kiel, das leuchtet. Deshalb haben Jule und ich ein Teelicht mit nostalgischem Foto der Stadt für Euch zum Nachbasteln festgehalten. Bei der eigenen Umsetzung wünsche ich Euch viel Freude – genießt den Zauber!

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Für die Anfertigung benötigt ihr:

Schere, Lineal & Cuttermesser
Ein Schneidebrett aus der Küche
Doppelseitiges Klebeband / Teppichklebeband
Gurkenglas / Windlicht / Zylindervase
Stumpenkerze
Fotodruck auf dickem DIN-A3-Papier

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Wir beginnen damit, uns ein altes Kiel-Foto mit Stadthäusern zu besorgen. Dieses bekommen wir am besten auf dem Flohmarkt oder bei Ebay. Mit diesem Foto gehen wir nun in ein Kopiergeschäft und lassen es uns auf unser DIN-A3-Papier drucken. Jetzt können wir auch schon direkt damit anfangen, die Silhouetten der Häuser mit einer Schere auszuschneiden.

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Als nächstes nehmen wir uns das Schneidebrett zur Hand und legen dieses unter den Fotodruck. Nun beginnen wir, vorsichtig einzelne Fenster mit dem Cuttermesser auszuscheiden – entweder großflächig oder detailliertere Sprossenfenster. Besonders schön und realistisch ist es, wenn ihr beim Ausschneiden etwas sparsamer seid – schließlich brennt nicht in allen Wohnungen abends Licht.

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Sobald ihr damit fertig seid, formt Ihr aus dem Druck eine Hülse um Euer Glas. Sollte das Papier überstehen, schneidet Ihr einfach ein wenig ab.

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Auf die äußere Innenseite des Drucks klebt Ihr nun einen Streifen des doppelseitigen Klebebandes und fügt die beiden Ränder somit zusammen. Im Anschluss stülpt ihr das Ganze über Euer Glas und stellt eine Kerze hinein. Alternativ könntet Ihr auch eine batteriebetriebene Lichterkette in euer Teelicht legen – das sieht auch ganz besonders hübsch aus und eignet sich für eine Beleuchtung im unbeaufsichtigten Zustand. Aufgepasst: Wer es sich noch ein bisschen einfacher machen möchte, der kann sich im Kunstquartier ein Bastel-Kit – bestehend aus Kiel-Foto-Druck, Glas und Kerze – für fünf Euro abholen.

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Was kann ich im Kunstquartier machen?

Wer nun Lust dazu bekommen hat, noch weitere zauberhafte Besonderheiten zu basteln, der schaut am besten bei einem von Jules Kreativ-Workshops vorbei. Einmal im Monat gibt es im Kunstquartier eine Wunschwerkstatt, in welcher man ganz individuelle Projekte umsetzen kann. Beispielsweise außergewöhnliche Einladungskarten für die Hochzeitsfeier oder ein Geschenk für die beste Freundin. Auch besteht hier die Möglichkeit, eigene Sachen mitzubringen und diese dann mit Jules zahlreichen Arbeitsmaterialien zu verschönern. Sehr spannend finde ich außerdem Jules Kreativ-Yoga. Ganz nach dem Motto „Alles fließt“, kann man hier in entspannter Runde Meditatives Zeichnen für sich entdecken. Außerdem werden Thementage zum Basteln von Collagen, zum Stempeln oder zum Aufarbeiten von Flohmarkt-Fundstücken angeboten. Sogar ganze Geburtstagsfeiern sind nach Absprache möglich.

Das Kunstquartier ist einer der wundervollsten Kieler Orte – ich kann Euch das Besuchen eines Kreativ-Workshops nur empfehlen. Schnappt Euch Eure Freundinnen, vergesst den Alltag und taucht ab in eine andere Welt.

Um einen Kursus zu buchen oder Fragen zu stellen, erreicht Ihr Jule unter: 0177 78 58 886

Wer eine Kursanmeldung versäumt hat, der kann Mittwoch nachmittags auch einfach mal unangemeldet bei der Offenen Werkstatt vorbeischauen und sich einen ersten Eindruck verschaffen.

Texte, Fotos, Bildbearbeitung: Merle Primke

Besuche das Kunstquartier:

Waitzstrasse 95 im Hinterhof

24118 Kiel

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